TOP-Gespräch mit Martin BARTENSTEIN
Aus der Wirtschaft in die Politik und zurück
07.11.2018, 18:00 - 20:00 Uhr
Erfolgreich in Wirtschaft und Politik
Der langjährige frühere Wirtschaftsminister sprach im bis auf den letzten Platz gefüllten großen Sitzungssaal der IV-Steiermark über seine Erfahrungen als Unternehmer und in der Politik sowie über seine Motivation für Investitionen in verschiedenen Branchen.
Bartenstein betonte, dass ihm Unternehmertum und Politik immer wichtig waren. In beiden Bereichen gäbe es ganz wesentliche und sehr interessante Führungsaufgaben. Sowohl Geradlinigkeit als auch Unabhängigkeit seien dabei entscheidend, wobei oft auch Gelegenheiten und Zufälle eine nicht zu verachtende Rolle spielen würden.
„Barmherzigkeit schafft keinen Wohlstand“
Bartenstein zitierte den katholischen Priester und Professor für Philosophie an der Päpstlichen Universität Santa Croce in Rom, Martin Rhonheimer, der darauf hingewiesen hatte, dass sich mit „Caritas allein“ kein Wohlstand schaffen lässt, sondern hier nur Unternehmertum und freie Märkte helfen. Eigentümer-Unternehmer zu sein und dabei Verantwortung für mehrere tausend Mitarbeiter zu tragen, sei für ihn daher eine zentrale Aufgabe. Sein soziales Engagement gelte vor allem der Kinderkrebshilfe, deren Präsident er seit 1993 ist.
Gemeinsam mit seiner Frau Ilse führt Martin Bartenstein die familieneigene Unternehmensgruppe, die längst weit über den angestammten Pharma-Bereich hinaus wirkt. In jüngster Vergangenheit wuchs die Unternehmensgruppe nicht nur rasant, sondern auch sehr diversifiziert. Herz der Gruppe sind die G.L. Pharma und die Genericon Pharma. Die Spezialisten für Entwicklung, Fertigung und Vertrieb von Markenprodukten und Generika sind aus der Fusion von Gerot und Lannacher entstanden und in mehr als 50 Ländern vertreten.
Die Investments, u. a. mit der österreichischen Post AG beim deutschen Pharma-großhändler AEP im Bereich Pharmalogistik, gemeinsam mit dem Sanierer Erhard Grossnigg an der Büromöbelgruppe Bene, Neudörfler und hali sowie die seit einigen Monaten bekannte Beteiligung am steirischen Intralogistiker Knapp AG, sieht er als langfristige Engagements zur Verbreiterung des Portfolios der Unternehmensgruppe. Operativ engagiert er sich aber nur im Bereich der Pharmaindustrie.
Benchmark Deutschland
Die 14 Jahre an der Seite von Wolfgang Schüssel waren eine herausfordernde Zeit für ihn, die er dankbar in Erinnerung behält. Vor allem zwischen 2000 und 2003 sei viel zustande gebracht worden, von dem Österreich heute noch profitiert.
Die aktuelle Regierungsarbeit schätzt er in vielen Bereichen, mahnte aber zugleich, dass notwendige Aufgaben in entscheidenden Bereichen – u.a. im Pensionssystem und im Gesundheitssystem – angegangen werden müssen. Als Benchmark sieht er nach wie vor Deutschland und dass sich die Regierung bemühen müsse, etwas besser als Deutschland zu sein, was in der Zeit seiner politischen Verantwortung auch durchwegs gelungen sei.