
EVA MAREK,
Vizepräsidentin des Obersten
Gerichtshofs, hat im Strafrecht
Karriere gemacht. Als Autorin bei
MANZ ist sie Expertin für Korruption.
Privat ist sie ein Hundemensch.
Der Justizpalast ist ein imposantes Gebäude, imperial die großzügigen Vorzimmer des Präsidialtraktes im zweiten Stock, auch das Büro der Vizepräsidentin ist wie aus einer anderen Zeit: Kronleuchter, eine alte Standuhr und eine Biedermeier-Sitzgruppe, auf dem Tisch Augarten-Porzellan. „Bei mir zu Hause schaut es aber wirklich ganz anders aus“, lacht Eva Marek, die diese Möbel, wie sie sagt, aus den Beständen zusammengesammelt hat. Seit 1. Februar ist sie Vize-Präsidentin des Obersten Gerichtshofes, zusammen mit Präsidentin Elisabeth Lovrek eine weibliche Doppelspitze. „Die österreichische Justizlandschaft hat sich in den letzten Jahrzehnten, was die Geschlechterverteilung betrifft, massiv verändert“, kann Eva Marek sagen. Zu Beginn ihrer Laufbahn war alles noch anders.
Dass sie Juristin wurde, hat sie ihrem Vater zu verdanken. Geboren 1968 in Graz, wuchs sie behütet mit einem älteren Bruder im Herz-Jesu-Altstadtviertel auf. Sie ging gerne zur Schule, mochte Naturwissenschaften und war künstlerisch begabt, ein Talent, das vor allem ihre Mutter förderte. „Mein Vater wollte, dass ich etwas, aus seiner Sicht, Ordentliches lerne“, erinnert sie sich und sie inskribierte nach der Matura 1986 Jus in Graz. Strafrecht, das stellte sie schnell fest, lag ihr. „Lösungen sind für mich vorhersehbarer als im Zivilrecht.“ Sie schaffte das Studium in Mindestzeit, war mit 25 Jahren die jüngste Staatsanwältin des Landes. „Damals waren wir wenige Frauen, im Rückblick erkennt man, wie sehr sich die Dinge verändert haben.“
Ihr Talent als junge Staatsanwältin wurde gefördert. Ihr Vorgesetzter Heimo Lambauer schickte sie 1998 zur Fortbildung an die Generalprokuratur Wien. Das hatte zur Folge, dass sie 1999 von Werner Pleischl und Christian Pilnacek in das Team zur Reform der Strafprozessordnung geholt wurde. „Mir fehlten allerdings die lebenden Fälle“, gibt sie als passionierte Strafrechtlerin zu. Als sich Eva Marek die Chance bot, wechselte sie im Ministerium in die Einzelstrafsachbearbeitung, weil sie „die ganz heiklen Fälle reizten“. 2004 wurde sie Generalanwältin, 2007 Hofrätin des OGH. Und hatte richtig viel zu tun. „1436 Seiten Rechtsmittel in einem der größten Wirtschaftsprozesse des Landes, das kann man sich erst vorstellen, wenn man es hinter sich hat“, erinnert sie sich.
Korruption und Amtsmissbrauch fielen dann später auch in ihren Aufgabenbereich als Leiterin der Oberstaatsanwaltschaft Wien. 2007 fragte Robert Jerabek, der eben in Ruhestand gegangen war, sie, ob sie nicht Lust hätte, bei dem bei MANZ erscheinenden Buch „Korruption und Amtsmissbrauch“ mitzuarbeiten. „Seit damals hat sich juristisch sehr viel in diesem Bereich getan, es war eine neue Herausforderung“, kommentiert sie ihre Entscheidung, einzusteigen. Im Dezember 2018 erscheint nun die 11. Auflage, in der es auch viel Neues zur Untreue geben wird. Sie und Jerabek jedenfalls seien ein Superteam. Eva Marek versteht es auch als einen Beitrag zur Wissensvermittlung, genauso wie ihre Tätigkeit als Lehrbeauftragte der Uni Wien. „Ich wollte ja sogar einmal Schauspielerin werden, vielleicht trage ich deshalb gerne vor“, lacht sie.
Was sie privat macht? Eva Marek zögert einen sympathischen Augenblick lang, „es geht halt nicht anders, ich sitze schon viel am Schreibtisch“, gibt sie zu. Den Rest der Zeit verbringt sie in der Natur. Seit 2010 ist sie verheiratet („in erster Ehe, das muss man dazusagen“) und hat gemeinsam mit ihrem Mann, einem Juristen im Innenministerium, ein Haus im Wienerwald gebaut. Beide sind Hundenarren. In ihrem prachtvollen Büro hängt eine neunteilige Collage mit ihrem riesigen Hund Portos, den sie immer noch schmerzlich vermisst, obwohl ihr jetziger Hund Thalos anders, aber genauso ihr ein und alles ist. Sie und ihr Mann haben ihn aus einem spanischen Auffanglager gerettet, konkret war es der Tierschutzverband Europa, der, wie sie sagt, fantastische Arbeit leistet. Jede freie Minute verbringt sie mit dem lammfrommen Thalos im Wald, zu Mittag kommt ein Dogsitter ins Haus, „sonst wäre er zu lange alleine“.
Ihr Arbeitspensum im Justizpalast wird in nächster Zeit auch nicht weniger werden. „Im Strafrecht geht es immer darum, offen für neue Entwicklungen zu bleiben, sie allerdings stets mit Augenmaß auch in die bestehenden Strukturen einzufügen“, ist sie überzeugt. Und ja, Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern ist wichtig, „nur dass ich selbst eben nie Feministin sein musste, da hab’ ich wohl Glück gehabt“.
Karin Pollack