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Drucker hat immer wieder darauf hingewiesen, dass nicht die Trends, sondern die Trendbrüche wichtig sind; nicht die Kontinuitäten, sondern die Diskontinuitäten; nicht das Bestehende, sondern der Wandel; nicht die Bewahrung, sondern die Erneuerung. An die Stelle eines wie immer gearteten Fortschrittsglaubens hat Drucker die Praxis und Disziplin des systematischen Innovationsmanagements gestellt - die Zukunft, die nicht einfach passiert, sondern die wir heute gestalten, damit das Morgen anders ist.
Diese Denkweise hat ihn sehr früh den Zusammenbruch des Sowjetimperiums vorhersagen lassen, die Notwendigkeit der Privatisierung von Staatsaufgaben, und die Entstehung zuerst der transnationalen und schliesslich der globalen Wirtschaft mit all ihren jetzt klar sichtbaren Problemen - nämlich dem Fehlen globaler politischer, ökonomischer, sozialer und rechtlicher Institutionen.
Drucker hat zeitlebens drei Funktionen erfüllt. Er war - Beatty zeigt, dass die Reihenfolge nicht unwichtig ist - Autor, Lehrer und Berater. "Ich schreibe", heisst das zweite Kapitel von Beatty's Buch. Und wie er schreibt. Druckers schriftstellerische Fähigkeit ist herausragend. Sie ist eine Stärke, die er - angestossen durch eine frühe Lehrerin - ein Leben lang kultiviert hat. Drucker schreibt klar, präzise und vor allem einfach und verständlich - keine pompösen Fussnoten, keine Formeln,Tabellen und Abbildungen - nur klare Sprache und meistens sehr treffende Formulierungen. Seine Schreibkunst ist sein Kommunikationsmedium, während seine Tätigkeiten als Lehrer und Berater die Quellen seiner Praxisnähe sind. Drucker besticht durch seinen endlosen Vorrat an praktischen Beispielen, alle sehr konkret und wenn es nötig ist, auch mit Zahlen und Fakten untermauert. Anlässlich eines Vortrages vor einem kleinen Kreis ausgewählter Spitzenführungskräfte, zu dem ich ihn vor einigen Jahren eingeladen hatte, beeindruckte er die Anwesenden damit, dass er Kapazität und Produktivität fast aller Autofabriken auswendig kannte.
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