Gabriela Cowperthwaite las 2010 einen Artikel, der ihr Leben veränderte. Er beschrieb, wie ein Orca im Freizeitpark SeaWorld in Florida bei einer Vorführung einen Trainer getötet hatte. Cowperthwaite, eine Filmemacherin aus Los Angeles, die ihren Zwillingen gern die Orcas in der SeaWorld San Diego zeigte, arbeitete daraufhin zwei Jahre lang an dem Dokumentarfilm „Blackfish“, in dem sie darstellte, wie die Behandlung von Orcas in den Freizeitparks sowohl den Tieren als auch den Trainern schadete. Die Produktionskosten des Films lagen bei gerade einmal 76 000 Dollar, doch er wurde ein viraler Hit und erregte schnell auch die Aufmerksamkeit von Prominenten und Tierschützern. Der öffentliche Druck auf SeaWorld stieg. Sponsoren zogen sich zurück, Aufsichtsbehörden untersuchten die Sicherheitspraktiken der Freizeitparks, und der Gesetzgeber schlug vor, die Zucht von Orcas in Gefangenschaft zu verbieten. 18 Monate nach Veröffentlichung von „Blackfish“ war die SeaWorld-Aktie um 60 Prozent eingebrochen und CEO Jim Atchison erklärte seinen Rücktritt. 2018 hat sich die Aktie noch immer nicht erholt – und das alles, weil eine Frau eine Geschichte über Orcas gelesen und einen Low-Budget-Film gedreht hatte.
Bis vor Kurzem waren politische Risiken relativ leicht zu verstehen. Meistens ging es um Diktatoren, die unvermittelt Vermögenswerte und Anlagen ausländischer Unternehmen beschlagnahmten und für ihre innenpolitischen Ziele einsetzten. Hugo Chávez in Venezuela war so ein Kandidat. Heute sind Enteignungen durch politische Führer erheblich seltener. Und auch wenn nationale Regierungen das geschäftliche Umfeld nach wie vor am stärksten prägen, geht ein großer Teil des politischen Risikos auf nationaler und internationaler Ebene inzwischen von anderen Akteuren aus: von Privatpersonen mit Handys; Lokalpolitikern, die Verordnungen erlassen; Terroristen, die Lastwagen in die Luft sprengen; Uno-Vertretern, die Sanktionen verhängen, und vielen anderen. Was an irgendeinem abgelegenen Ort passiert, wirkt sich in atemberaubendem Tempo auf Unternehmen rund um den Globus aus. Wenn in Vietnam Menschen auf die Straße gehen und gegen die chinesische Regierung in Peking demonstrieren, bleiben in den US-Modegeschäften die Regale leer. Der Bürgerkrieg in Syrien befeuert die Flüchtlingsströme, und Terrorangriffe in Europa erschüttert die Tourismusbranche. Ein nordkoreanischer Diktator führt einen Cyberangriff auf ein Filmstudio in Hollywood aus. Wir leben in einer neuen Welt des politischen Risikos.
Für Unternehmen sind politische Risiken im 21. Jahrhundert nichts anderes als die Wahrscheinlichkeit, dass sich eine politische Maßnahme massiv auf ihr Geschäft auswirkt – positiv oder negativ. Diese Definition ist noch radikaler, als sie klingt. Wir sprechen bewusst von politischen und nicht von staatlichen Maßnahmen, um die wachsende Bedeutung von Risikoquellen zu verdeutlichen, die eben nicht zu den üblichen Verdächtigen wie Regierungssitze, Kasernen und Parteizentralen gehören. Wirtschaftlich relevante politische Aktivitäten finden heute praktisch überall statt – in Privatwohnungen, auf der Straße und in der Cloud; in Chatrooms, Studentenwohnheimen und Vorstandsetagen; in der Bar um die Ecke und am Rande von Spitzentreffen.
Politische risiken meistern
HBM Juli 2018
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